01. Juni 2023
nach dem jüdischen Kalender der
12. Siwan 5783

Der Reformjudengemeinschaft Sachsen-Anhalts

Notabene > הערה

für Juni 2023 / 5783

 

- Schalom - &  -  שָׁלוֹם  -

 

Zur monatlichen

Bibel–Rundschau :

Das Buch Exodus, Kapitel 34

Weiter sprach der HERR zu Mose: Hau dir zwei steinerne Tafeln zurecht wie die ersten! ICH werde darauf die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerschmettert hast. Halte dich für morgen früh bereit! Steig am Morgen auf den Sinai und dort auf dem Gipfel des Berges stell dich vor MICH hin! Niemand soll mit dir hinauf steigen; auch soll sich kein Mensch auf dem ganzen Berg sehen lassen und kein Schaf oder Rind soll am Abhang des Berges weiden.

Da hieb Mose zwei Tafeln
aus Stein zurecht wie die ersten.
Am Morgen stand Mose zeitig auf
und ging auf den Sinai hinauf,
wie es ihm der HERR aufgetragen hatte.
Die beiden steinernen
Tafeln nahm er mit.
Der HERR aber stieg
in der Wolke herab und
stellte sich dort neben ihn hin.
ER rief den NAMEN JAHWE aus.
Der HERR ging an ihm vorüber und rief:

JAHWE ist ein barmherziger und gnädiger GOTT,
langmütig, reich an Huld und Treue:
ER bewahrt Tausenden Huld,
nimmt Schuld
, Frevel und Sünde weg,
lässt aber (Sünder) nicht ungestraft;
ER verfolgt die Schuld der Väter an den Söhnen und Enkeln,
an der dritten und vierten Generation.
Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde
und warf sich zu Boden.
Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein HERR,
dann ziehe doch
mein HERR mit uns.
Es ist zwar ein störrisches Volk,
doch vergib uns unsere
Schuld und Sünde und
lass uns  DEIN Eigentum sein!
Da sprach der HERR:
Hiermit schließe ICH einen Bund:
Vor deinem ganzen Volk werde ICH Wunder wirken,
wie sie auf der ganzen Erde
und unter allen Völkern nie geschehen sind.
Das ganze Volk, in dessen Mitte du bist,
wird die Taten des HERRN sehen;
denn was ICH mit dir vorhabe, wird Furcht erregen.
Halte dich an das,
was ICH dir heute auftrage.
ICH werde die Amoriter, Kanaaniter, Hetiter, Perisiter,
Hiwiter und Jebusiter vor dir vertreiben.
Du hüte dich aber,
mit den Bewohnern des Landes,
einen Bund zu schließen;
sie könnten dir sonst, wenn sie in deiner Mitte leben,
zu einer Falle werden.
Ihre Altäre sollt ihr vielmehr niederreißen,
ihre Steinmale zerschlagen,
ihre Kultpfähle umhauen.
Du darfst dich nicht vor einem andern GOTT niederwerfen.
Denn JAHWE trägt den Namen
«der Eifersüchtige»;
ein eifersüchtiger GOTT ist er.

Hüte dich,
einen Bund mit den Bewohnern des Landes zu schließen.
Sonst werden sie dich einladen,
wenn sie mit ihren Göttern Unzucht treiben
und ihren Göttern Schlachtopfer darbringen,
und du wirst von ihren Schlachtopfern essen.
Du wirst von ihren Töchtern
für deine Söhne Frauen nehmen;
sie werden mit ihren Göttern Unzucht treiben
und auch deine Söhne zur Unzucht mit ihren Göttern verführen.
Du sollst dir keine Götter
aus Metall gießen.
Du sollst das Fest der
ungesäuerten Brote halten.
Im Monat Abib sollst du zur festgesetzten Zeit
sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen,
wie ICH es dir geboten habe.
Denn im Monat Abib bist du aus Ägypten ausgezogen.

Das Erste, was den Mutterschoß durchbricht,
jeder männliche Erstling beim Vieh,
bei deinen Rindern und Schafen, gehört MIR.

Den Erstling vom Esel aber sollst du durch ein Schaf auslösen.
Willst du ihn nicht auslösen,
dann brich ihm das Genick!
Jeden Erstgeborenen deiner Söhne musst du auslösen.
Man soll vor mir nicht mit leeren Händen erscheinen.

Sechs Tage sollst du arbeiten
am siebten Tag sollst du ruhen;  selbst zur Zeit des Pflügens und
des Erntens sollst du ruhen.
Du sollst das Wochenfest feiern,
das Fest der Erstlingsfrüchte
von der Weizenernte und
das Fest der Lese an der Jahreswende.
Dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem
HERRN, dem GOTT Israels, erscheinen.

Wenn ICH die Völker vor dir vertrieben
und deine Grenzen weiter vorgeschoben habe,
wird niemand in dein Land einfallen,
während du dreimal im Jahr hinaufziehst,
um vor dem HERRN, deinem GOTT, zu erscheinen.

Beim Schlachten sollst du das Blut meines Opfers
nicht über gesäuertes Brot fließen lassen
und vom Schlachttier des Pessachfestes
darf nichts bis zum Morgen liegen bleiben.

Von den Erstlingsfrüchten deines Ackers
sollst du die besten in das Haus des

HERRN, deines GOTTES,
bringen. Das Junge einer Ziege sollst du nicht in der Milch
seiner Mutter kochen.
Dann sprach der HERR zu Mose: Schreib diese Worte auf!
Denn aufgrund dieser Worte schließe ICH
mit dir und mit Israel einen Bund.

Mose blieb dort beim HERRN
vierzig Tage und vierzig Nächte.
Er aß kein Brot und
trank kein Wasser. 
Er schrieb die Worte des Bundes, 
die zehn Worte, auf Tafeln.

Als Mose vom Sinai herunterstieg, hatte er die
beiden Tafeln der Bundesurkunde in der Hand. 
Während Mose vom Berg herunterstieg, wusste er nicht,
dass die Haut seines Gesichtes
Licht ausstrahlte,
weil er mit dem
HERRN geredet hatte.

Als Aaron und alle Israeliten Mose sahen,
strahlte die Haut seines Gesichtes Licht aus und
sie fürchteten sich,
in seine Nähe zu kommen.
Erst als Mose sie rief,
kamen Aaron und alle Sippenhäupter
der Gemeinde zu ihm zurück und Mose redete mit ihnen.
Dann kamen alle Israeliten herbei
und er übergab ihnen alle Gebote,
die der HERR ihm auf dem Sinai mitgeteilt  hatte.

Als Mose aufhörte,
mit ihnen zu reden,
legte er über sein Gesicht einen Schleier.
Wenn Mose zum HERRN hineinging, um mit ihm zu reden,
nahm er den Schleier ab, bis er wieder herauskam.
Wenn er herauskam, trug er den Israeliten alles vor,
was ihm aufgetragen worden war.
Wenn die Israeliten das Gesicht des Mose sahen und merkten,
dass die Haut seines Gesichtes Licht ausstrahlte,
legte er den Schleier über sein Gesicht,
bis er wieder hineinging, um mit dem HERRN zu reden.

 

Im  Juni 2023 / 5783

zur TABULA PUBLICA:

 01. bis 30. Juni 2023 / 5782

 

Synagogengemeinde

zu Halle
Hansastraße 7A,  D-06118 Halle
Telefon 0049345-5220272 

 

Schalom,

sehr geehrte Damen und Herren,

 liebe Freunde,

                                

für die Mitglieder  unserer geschundenen jüdischen Gemeinschaft zeigt sich  Antisemitismus weiterhin offen und ungeniert. Für uns sind gerichtliche Wege aufgrund unserer Armut versperrt, weil Prozesskostenhilfe Reformjuden in Sachsen-Anhalt nicht zuerteilt wird. Siehe viele mit obskuren Ausreden  begründete Antrags-Verwerfungen. Auch ist der Status des außergesetzlichen Notstands uns verwehrt, weil keine Instanz bereit ist, unseren außergesetzlichen Notstand anzuerkennen. Wir vegetieren dahin, ohne staatliche Zuschüsse, die uns gemäß dem Landesjudenstaatsvertrag seit unserer Wiedeergründung im Jahr 1996 zustehen und die uns permanent mit wechselnden oder einfach ohne Begründungen vorenthalten werden. Haben wir mal das Glück, dass eine unserer Eingaben gerichtlich aufgenommen wird, enden die Verfahren in diesem Bundesland Sachsen-Anhalt, als ob die Justiz der lange Arm der  Regierenden wäre. Wir bleiben rechtlos. Anwälte es bevorzugen es, uns nicht zu berteidigen.

 

Beispiele hierfür sind:

 

 Das 1.Beispiel: "Lex Geldbriefträger I"

 

Es handelt sich um die ersten beiden Urteile des Landesverfassungsgerichts vom 15.01.2013. zu Az. LVG 1/12 und LVG 2/12.

 

Tenor: Unter Missachtung des Rückwirkungsverbots wird beschlossen:

 

Es ist verfassungswidrig, wenn ein russenjudenorthodoxer Verband - damit ist der Landesverband der russischen Judengemeinden in Sachsen-Anhalt, kurz ROLV, gemeint - einer reformjüdischen Gemeinde, damit ist die Synagogengemeinde zu Halle gemeint, die Staatsleistung ausbezahlt.

 

Das ist eine Entscheidung zum totalen Nachteil der Reformjuden, die die Ausbezahlung der ihr unterschlagenen Staatsleistung gegen den ROLV einklagte. Denn das Bundesverwaltungsgericht legte mit seiner Entscheidung vom 28.02.2002 zu Az. BVerwG  7 C 7.01. fest, dass Reformjuden zahlenmäßig den Großteil (80 %) des Weltjudentums stellen, somit ihnen Anteil an der Staatsleistung gebührt. In SA-Land wurde die Klage der Reformjuden auf Grund des ´Lex Geldbriefträger I´ kostenpflichtig abgewiesen. Damit ignorierte das  Oberverwaltungsgericht in Sa-Land die die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, *1 um die Reformjudengemeinschaft im SA-Land zu liquidieren. Offensichtlich erhofften sich die Entscheidungsträger damit einen stattlichen Karrieresprung *1.


Das 2.Beispiel: "Lex Geldbriefträger II"

 

Es handelt sich um das Urteil des Landesverfassungsgerichts vom 04.09.2017 zu Az. LSA: AR-LVG 1/17.

 

Tenor:

Es ist ab sofort verfassungskonform, dass ein russenjuden-orthodoxer Verband, damit ist der Landesverband der russischen Juden-gemeinden in SA-Land*2– kurz ROLV – gemeint, anstelle der SA-Land*2-Regierung einer reformjüdische Gemeinde, damit ist die Synagogengemeinde zu Halle gemeint, die Staatsleitung ausbezahlen darf. Wenn der ROLV die Ausbezahlung unterschlägt so ist dies nicht kriminell.

 

Das ist eine Entscheidung zum totalen Nachteil der Reformjuden, die die Ausbezahlung der ihr unterschlagenen Staatsleistung gemäß ´Lex Geldbriefträger I´, nunmehr gegen die SA-Land*2-Regierung einklagte.

 

Das 3.Beispiel: "Lex Maulkorn“

 

Im Verfahren zu Az.: 9 U 47/16 (vormals LG-HAL 6 O 156/16) wegen Antrags auf Erlass einer einstweiligen Verfügung des Herrn *** (der Name ist hier bekannt, darf aber eben wegen des „Lex Maulkorb“ nicht genannt werden, Dauer-Berufs-Juden-Funktionär,   vorgeblich wohnhaft: Große Märkerstraße 13, 06108 Halle     

- Berufungskläger -  

Gegen

Karl Sommer, Altersrentner,  - Berufungsbeklagter –

 

wegen Unterlassung von Äußerungen.

 

Danach drohen hohe Strafen, wenn gegen das „Lex Maulkorb“ gehnadelt wird, das untersagt, dass weder die in der Sowjetunion von einem hiesigen Judenfunktionär ausgeübte Berufstätigkeit noch der Geburtsname dieses Judenfunktionärs genannt werden. 

 

Dies - und für uns unendlich mehr –;

 

IM NAMEN DES DEUTSCHEN VOLKES.

 

Schon n wieder?!

 


 

Cartoons,

(Aus der Mottenkiste und - bewahre - nicht zur Erheiterung, nur diesmal verkürzt, dazu: Man gedenke: Poetis mentiri licet.)

Wie immer Nr. 1:

 

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Und

als Zwischenbericht - aus meiner Sicht

die Fortsetzung kleiner

 

Geschichtchen

und Märchen

für Singles

und Pärchen

 

®   קארל זומר

 

This report was inspired by a tru story.

Some names, places annd dates have been changed

 

Dieser Bericht wurde von einer wahren Geschichte inspiriert.

Einige Namen, Orte und Daten wurden geändert.

 

Hierdie berig is deur 'n ware verhaal geïnspireer.

Sommige name, liggings en datums is verander.

 

דוח זה נוצר בהשראת סיפור אמיתי.

כמה שמות, מיקומים ותאריכים שונו

 

דער באַריכט איז ינספּייערד דורך אַ אמת געשיכטע.

עטלעכע נעמען, ערטער און דאַטעס האָבן שוין געביטן

(der barikht iz inspeyerd durkh a ams geshikhte.

etlekhe nemen, erter aun dates hobn shoyn gebitn)

 

Dit rapport is geïnspireerd op een waargebeurd verhaal.

Sommige namen, locaties en data zijn gewijzigd.

 

Ce reportage est inspiré d'une histoire vraie.

Certains noms, lieux et dates ont été modifiés.

 

Este reportaje está inspirado en una historia real.

Se han cambiado algunos nombres, ubicaciones y fechas.

 

На створення цього звіту надихнула реальна історія.

Деякі назви, місця та дати були змінені

 

Этот отчет был вдохновлен реальной историей.

Некоторые имена, места и даты изменены.

 

 

®   קארל זומר

Das alte Sprichwort sagt es ja:

Wenn wer wen braucht,

Ist keiner da.

 

 

 

Der Baukran

 Nach dem Abschluss der Meister- und Technikerschule, fand ich Anstellung in regionalen Schwarzwälder Architekturbüros. Hier spürte ich heftig, welch Unterschied zwischen dem an der Akademie beigebrachten Wissen und dem in der Realität besteht. Ich musste quasi von vorn anfangen. Doch die Chefs (יכרון מבורך   > seligen Angedenkens) hatten mit mir Geduld. Weniger dagegen die Bürovorsteher. Chefs (יכרון מבורך) Sie peinigten mich bis es schmerzte. Ein Chef hatte nach einer recht feuchten Richtfestfeier seinen Führerschein abzugeben. Es traf mich dienstlich, ihn zu chauffieren.

 

Einmal landeten wir im Dorf Harthausen. Dort wollte der Chef ein Grundstück im Neubaugebiet „Im Angel“ besichtigen und eventuell kaufen. Ein schöner Platz, weit ab vom einstmaligen Geschehen. Also damals noch ohne Verkehrslärmbelästigung. Die Autobahn nach Stuttgart wurde erst Jahre später fertig-gestellt. Der Bauplatz hatte leichte Hanglage, war etwa 700 qm groß und kostete 4000 DM. (Heute würde er 110.000 €  oder mehr kosten.)   Der örtliche Bürgermeister sah mich von der Seite  an und frug keck: „Und Du, junger Mann, greif zu, es sind nur noch drei weitere Grundstücke wohlfeil“. Ich griff zu und erwarb das Grundstück. Ich plante darauf das

 

„Schwäbisch-Alemannische-Einfamilienhaus“.

 

Das ist ein Haus mit Erdgeschoßwohnung für den Bauherrn. Wohnung im Hanggeschoß und Wohnung im Dachgeschoß zum Untervermieten, um die Bankraten erträglicher zu halten. Mir jedoch fehlte das Kapital, um das Gebäude auch aufzubauen. Denn bereits den Grundstückskaufpreis von 4000 DM hatte ich mir geborgt…

 

Um die Baukosten zusammen zu bringen, musste ich viel mehr verdienen. In meinem Metier hatte ich bereits das Maximum dessen erreicht, was ein angestellter Bautechniker verdienen konnte. Wollte ich meinem Ziel, ein Haus zu bauen schneller näher kommen, musste ich mich als Architekt selbständig machen. Ich beschloss daher, nachdem ich ein paar Architekturbüro-Lehrjahre hinter mir hatte, das Studium der Architektur aufzunehmen, das ich mit gutem Abschluss beendete. In Baden-Württemberg wurde man nach dem Abschluss des Architekturstudiums erst in die Architektenliste eingetragen, wenn man zum einen 28 Jahre alt war und zum anderen mindestens zwei Jahre in einem Architekturbüro als angestellter Hochbauinngenieur tätig gewesen sein.  (Oder jemand hatte förderliche Beziehungen, oder gute finanzielle Möglichkeiten, dann umging er solche Hürden. Aber davon wollen wir hier nicht reden, das sprengte den Rahmen.)

 

Nun ja, zu einem Architekturatelier wollte ich mich nicht mehr verpflichten. So fand ich Anstellung in einem Baustoffwerk als beratender Ingenieur und cand. Architekt. Ich bekam einen Firmen-PKW, dazu Spesen und ein annehmbares Gehalt. Man konnte damit zufrieden leben – wenn man kuschte und unerkannt bleiben wollte -  bis zur Rente. Der Abteilungsleiter entpuppte sich alsbald als Platz-Tyrann. Er schickte mich hin und her. Ich hatte davon genug, als er mich in den Hochschwarzwald jagen wollte, um seinen Regenmantel abzuholen, den er in einem Luxaushotel vergessen hatte, als er mit der Sekretärin dort übernachtete. Ich lehnte ab. Das war ein Fehler, von nun an war ich Schikane-Opfer nummero uno.

 

Inzwischen hatten mich diverse Schwarzwälder Bauinteressierten aufgesucht, die an ihren Häusern oder Nebengebäuden Umbauten vornehmen wollten, Denn es hatte sich herumgesprochen, dass ich sehr preisgünstig war und für Kinderreiche umsonst tätig wurde. Mein Honorar, das mir zugestanden wurde, bestand im Regelfall  aus einer Flasche billigen Rotweins oder einem zähen Stück Schwarzwälder Schinken oder einem Korb voll Most-Äpfel. Einer der Bauern  war besonders freigiebig, weniger an materiellen Gaben als an überschwänglichem Lob. Na ja, von solchem Honorar konnte ich als Angestellter leben, da die Arbeitgeberfirma an mich Gehalt und Spesen zahlte. Nun aber war ich selbstständig und musste Geld verdienen. Ich konnte mich nicht mehr nur von Lob und Almosen ernähren. Tatsächlich ist es für einen Architekten schwer, Kunden zu finden in einer Stadt mit 8000 Einwohnern, wo schon sechs Architekten wirkten, die sich um jeden Kunden wie ein Wolfsrudel um einen Knochen stritten.

 

Ohne Geld sinkt die Stimmung. Gleichzeitig sollte man erfinderisch sein. Ein schlauer Schwatzwälder Bauer,  hauptberuflich als Briefträger tätig, fand zu mir und feilschte um die Kosten  einen Plan für seinen Neubau. Zum bekannten Nulltarif, stellte er sich den Preis vor.  Der Schwaben Sparsamkeit – Nachbarvölker behaupten es sei Geiz, was keinesfalls richtig ist  - war mir bewusst und darauf aufbauend frug ich ihn, ob er schon eine Maurerfirma ins Auge gefasst habe. Er verneinte, er wolle sein Häusle in Eigenleistung erstellen. Schwager und Nachbarn helfen gegen ´Veschper´ und Handgeld mit. Das war die übliche Methode. Doch der Neubau hier sollte an einen Steilhang, Markung „Gaisegrund“, wo sonst nichts wuchs, gebaut werden. Muster: Das „Schwäbisch-Alemannische-Einfamilienhaus“, hier mit zwei weiteren Untergeschossen, eben dem Steilhang angepasst. Der Maurergeselle, den der Bauer auserkoren hatte, um die Bau-Regie zu übernehmen, war schwer erkrankt, er konnte nicht mehr. Der Bauer kam zu mir und klagte sein Leid. Ich sollte aushelfen. Ich hatte, über drei Ecken Bekannte, die gerade aus dem Oberschlesischen zugewandert waren und die sich am Bau auskannten. Diesen bot ich dem Bauern an. Als sie die Baustelle besichtigten, wollten die Oberschlesier nicht mitziehen. Hier war ihnen alles viel  zu steil. Ein Kran müsse her, um das Baumaterial zum Zielort zu schaffen. Woher zu damaliger Zeit einen Kran nehmen? Man konnte noch keinen Kran ausborgen. Nun kamen mir meine Ortskenntnisse, die ich als Sachverständiger des Gipswerkers erworben hatte, zu passe. Ich war in Freiburg gelegentlich an einem Gelände vorbei gefahren, hinter dessen Bretterzaun man ruhende  Baukräne wahrnahm. Ich suchte und fand die Adresse, telefonierte mit dem Inhaber und konnte einen gebrauchten Baukran für 10000 DM kaufen.(Diese Summe war für mich so viel wert, wie es im Jahr 2023 500000 € sind, um das Wert-Verhältnis verständlich zu machen.) Ich kaufte den Kran auf Raten und verlieh ihn den Bauern. Dafür musste er mir die Bauplanung zum Normalpreis bezahlen. Er handelte noch einen Tausender herunter, ging aber zufrieden davon.

 

Bald sprach es sich herum, dass, wer bei mir die Bauplanung bestellte, den Baukran quasi als Kundendienst ausgeliehen bekam. Ich konnte mich vor Kundschaft kaum retten.

 

Ob das meine Berufskollegen verdross, ist mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass ich zum „Ehrengericht der Architekten-Kammer“ zitiert wurde und mir dort eine Strafe von 3600 DM auferlegt wurde, mit dem Hinweis, ich solle mich als „gewerblicher“ Architekt in die Architektenliste eintragen lassen, dann sind solchermaßen Kran-Zugaben nicht gegen das Standesrecht des Architekten.

 

Na so was.

 

Der Kran lernte Dutzende von Bauherren kennen, die ihr Häuschen in Eigenleistung (Eigenleistung ist das  Synonym für Schwarzarbeit)  erstellen wollten. Schließlich auch eine Bauherrin, eine zugereiste Chemnitzerin mit krass-roter Perücke, borgte sich – ohne Bauplanung zu bestellen - den Kran aus. „Bitte, bitte, nur für zwei Wochen.“ Da der Kran gerade frei war, verborgte ich ihn. Nach einem Monat rief ich an, wo denn der Kran bleibt. „Nur noch diese Woche, dann bringe ich Ihn zurück.“. Nach einem weiteren Monat sichte ich meinen Kran. Die Chemnitzerin betrieb mit ihrem Mann und ihrem Galan und wechselnden, des Deutschen nicht mächtigen Fremdarbeitern, eine Schwarzarbeiter-Baufirma. Mein Kran stand an einer Baustelle, wo er  noch Wochen im Einsatz benötigt wurde. Dazu  erklärte die Chemnitzerin, dass die Mietgebühr (welche?) für den Kran viel zu hoch sei und sie deshalb den Kran mit Zahlung der Miete als ihr Eigentum betrachten würde. Im Übrigen solle ich unverzüglich die Baustelle verlassen, um eine Strafanzeige wegen Haufriedensbruchs zu vermeiden. Zudem würde sie auch die Kran-Miete nicht bezahlen, die müsste sie als Sicherheit hinterlegen, bis ich ihr die Kran-Besitz-Dokumente übergeben habe.

 

Da kommt Wut auf.

 

Bis mein Anwalt den Geschäftssitz der Betrüger ermittelt hatte, vergingen Wochen. Bis das Gericht ein Urteil fällte, es war ein Versäumnisurteil, vergingen weitere Wochen, nein Monate. Bis der Gerichtsvollzieher den Kran auffand und beschlagnahmte, vergingen wieder Wochen. Ich konnte dann den Kran nun abholen lassen. Die Kosten – ohne die ausgefallene Mietgebühr und die Kosten infolge des Rechtsstreits - betrugen ein Mehrfaches des Kran-Kaufpreises. Zudem hatte die Chemnitzer Bau-Nomadin  den Kran noch vollständig ruiniert. Der TÜF stufte ihn als Schrott ein. Und der Schrotthändler gab mir dafür noch 100 DM.

 

Sic transit gloria mundi.

 

Oder

 

Sic transit Baukran meinigis.

 

 

Fortsetzung folgt ???