01. Mai 2018
nach dem jüdischen Kalender der
16. Ijar 5778

Reformjudengemeinschaft Sachsen-Anhalts

Notabene für Mai 2018

(Schawuoth 5778)

Bibelspruch des Monats :

Das Gebet des Moses, Psalm 90,

Herr DU warst unsere Zuflucht

von Geschlecht zu Geschlecht,

ehe die Berge geboren wurden,

die Erde und das Weltall,

bist DU, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Du lässt die Menschen zurückkehren

zum Staub und dann sprichst DU:

"Kommt wieder, ihr Menschen!"

Denn tausend Jahre sind für Dich wie der Tag, der gestern vergangen ist,

wie eine Wache in der Nacht.

Von Jahr zu Jahr säst DU die Menschen aus;

sie gleichen dem sprossenden Gras.

Am Morgen grünt es und blüht,

am Abend wird es geschnitten und welkt.

Denn wir vergehen in Deinem Zorn,

werden vernichtet durch Deinen Grimm.

DU hast unsere Sünden vor Dich hingestellt,

unsere geheime Schuld

in das Licht Deines Angesichts.

Denn all unsere Tage gehen hin

unter Deinem Zorn,

wir beenden unsre Tage wie einen Seufzer.

Unser Leben währt siebzig Jahre

und wenn es hoch kommt, sind es achtzig.

Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.

Wer kennt die Gewalt Deines Zornes und fürchtet sich vor Deinem Grimm?

Lehre uns, unsere Tage zu zählen!

Dann gewinnen wir ein weises Herz.

Herr, wende Dich uns doch endlich zu!

Hab Mitleid mit Deinen Knechten!

Sättige uns am Morgen mit Deiner Huld,

dann wollen wir jubeln und uns freuen

all unsere Tage.

Erfreue uns so viele Tage,

wie DU uns gebeugt hast,

so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.

Zeig Deinen Knechten ihre Taten

und ihren Kindern Deine erhabene Macht!

Es komme über uns die Güte des Herrn,

unseres Gottes.

Lass das Werk unserer Hände gedeihen,

ja, lass gedeihen das Werk unserer Hände!

 

Das Zitat der letzten Jahre lautete:

"Wir werden es anderen

nicht erlauben, uns zu sagen,

wie man als Juden lebt."

Das Zitat strahlt mehr denn je unverminderte Aktualität aus.

 

Zum Kommentar:

Dringend vermutete Liquidierungsbestrebungen gegen Juden der Reformjudengemeinschaft in Sachsen-Anhalt

Warum geben die "Entscheidungsträger" Sachsen-Anhalts keine Antworten? Warum verleugnen sie die 363 Personen der Reformjudengemeinschaft in der Synagogengemeinde zu Halle? Ist es der wieder erstarkte Antisemitismus, der sich hierzulande wie Pestseuche auszubreiten beginnt und in Sachsen-Anhalt Paten findet?

Die Synagogengemeinde Halle ist eine freie Reformgemeinde, möglicherweise die letzte in Deutschland. Ihre Mitglieder kamen zum großen Teil als Immigranten aus der Sowjetunion. Es sind religiöse Juden, anderenfalls würden sie in den nicht verfolgten jüdischen Gemeinden im Land Mitglieder sein. An den Judenkirchensteuer-Landesmitteln müssen sie nach dem Staatsvertragsgesetz beteiligt werden, jedoch werden ihnen diese Mittel seit 22 Jahren unterschlagen. Ihre Mitglieder sind erwerbslos und im Sozialhilfestatus lebend. Sie bezeichnen sich als die armen Juden in Deutschland. Sie wurden immer mal wieder von Staatsorganen mit pogromartigen Hausdurchsuchungs- und Beschlagnahme-Überfällen heimgesucht, auch, nach den Kriminalberichten, von den Judenbeauftragten der Landesregierung bestellt. Wahrscheinlich, weil sie zu mittellos sind, um sich frei zu kaufen. Alle Gerichtsverfahren gegen sie werden gewonnen, ihre eigenen Verfahren werden seit 22 Jahren verschleppt. Prozeßkostenhilfe wird ihnen verweigert. Die Synagoge verfällt, weil sie keine Mittel besitzen, sie zu reparieren. Die Gräber der reformjüdischen Vorfahren auf dem Jüdischen Friedhof wurden geschändet, die Staatsmächte ignorieren die Anzeigen deswegen. Ihre Thorarolle wurde gestohlen. Der Dieb ist bekannt, es wird nicht gegen diesen ermittelt. Das – und vieles, vieles mehr - ist das Schicksal religiöser Juden im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt. So bestehen gegen die letzten Reformjuden in Deutschland seit 95 Jahren immer noch existenzbedrohenden Ressentiments. Die Reformjuden sind nicht imstande, sich dagegen zur Wehr zu setzen.

Aber was begehrt denn die sachsenanhaltinischen Reformjudenge-meinschaft, ist es so schlimm, dass die Staatsmacht sich gegen sie so feindlich verhalten sollte?

Vertritt sie demokratiefeindliches Engagement? > Definitiv NEIN!

Steht sie gegen die Grundsätze von

Glaubenfreiheit, Parität und Neutralität?            > Definitiv NEIN!

Missioniert sie zum jüdischen Glauben?             > Definitiv NEIN!

Sind ihre Mitglieder reiche Juden,

die Andersgläubige ausbeuten?                        > Definitiv NEIN!

Tragen sie das Judentum öffentlich zur

Schau, um sich wichtig zu machen?                  > Definitiv NEIN!

Beschmutzen Sie Deutschland in Wort,

Schrift und Tat?                                              > Definitiv NEIN!

Begehen sie Straftaten?                                   > Definitiv NEIN!

Begehren sie Führungsansprüche?                    > Definitiv NEIN!

Lassen sie sich aus Profilneurose zu

öffentlichen Spektakeln antreiben?                     > Definitiv NEIN!

Schamrotzen sie aus

öffentlich-finanziellen Mitteln?                            > Definitiv NEIN!

Was es auch zu bekriteln gäbe, die Antwort lautet: Definitiv NEIN!

 

Und was erstrebt die Synagogengemeinde?

Sie begehrt nur, nach den Judenstaatsvertragsgesetzen an den Judenkirchensteuer-Landesmitteln beteiligt zu werden,

und,

dass diese Mittel nicht von dem, mit der Synagogengemeinde in unerbittlicher religiöser, jüdisch-kultureller, wirtschaftlicher und politischer Feindschaft stehendem Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt, sondern von staatlicher (oder verei-digter religionsneutraler) Seite ausbezahlt werden,

und,

dass ihre Mitglieder nicht von Funktionären des mit der Synago-gengemeinde in unerbittlicher religiöser, jüdisch-kultureller und politischer Feindschaft stehenden Judenzentralrats ausgespäht und scheinüberprüft werden, der die Glaubensausrichtung der Reformjuden als "Mummenschanz" verhöhnt, sich damit gemäß StGB § 130 der Dauer-Volksverhetzung schuldig macht, fernerhin die Reformjuden zu negativer Religionsfreiheit nötigt, weil er von diesen die Unterordnung an von ihm abhängige jüdisch-orthodoxe Institute erzwingt,

und,

dass ihr die Körperschaftsrechte, die ihr in der Weimarer Republik gegeben, von den Nationalsozialisten genommenen und von den Landesregierungs-Judenbeauftragten Kögel und Wolf schon vor 22 Jahren erneut zugesagt wurden, nunmehr zuerteilt werden.

Dazu wünscht sie eine eigene Synagoge und einen eigenen Friedhof. Denn ihre Synagoge wurde 1938 vom Staat abgebrannt (Pogromnacht) und die Hilfssynagoge und ihr Friedhof wurden ihr 1996 für sowjetische Immigranten zwangsenteignet.

Die Synagogengemeinde möchte wieder regelmässig ihre Gottesdienste feiern dürfen. Daran wird sie gehindert durch ständigen Entzug der doch nur zu diesem Zweck geschaffenen Landesmittel.

Vorgenannte Existenz- und Grundrechte sind legitim, sie dürfen keiner jüdischen Gemeinde dauerhaft - so wie der Synagogengemeinde - vorenthalten werden.

Und vor allem erstrebt die Synagogengemeinde nach wie vor, dass der unsägliche Gerichtsstreit zu Az. B 613/14 MD um die Ausbezahlung Staatsleistungen (dessen Terminierung sich seit dem Jahr 2013 ständig verschiebt, so auch der nunmehr auf den 25.04.2018 "letztmalig" verschobene abermals), durch einen ausgewogenen Vergleich für immer beendet wird. Sie hat genug von Verfolgung nach nationalsozialistischer, DDR-sozialistischer und vor allem moderner postsozialistischer Unterdrückung. Die Synagogengemeinde möchte endlich in Frieden leben. So wie jüdische Gemeinden in Westdeutschland und in der übrigen freien Welt, wo kaum mehr zwischen orthodoxen (also einheitsgemeindlichen) und sich liberal-progressiv bezeichnenden jüdischen Verbänden Unterschiede bestehen.

 

Schon wieder ein paar Cartoons (nicht zur Erheiterung)

Gedenke: Poetis mentiri licet.

Das erste Cartoon dem 1.-Mai -Feiertag

und zu Schawuoth (Pfingsten)