01. November 2022
nach dem jüdischen Kalender der
7. Cheschvan 5783

Der Reformjudengemeinschaft Sachsen-Anhalts

Notabene für November 2022 / 5783

 

Die monatliche Bibel–Rundschau

Im November 2022 / 5783

aus dem

Buch IJOB (HIOB),

das Kapitel 16

Darauf  antwortete Ijob und sprach:

Zu oft habe ich Ähnliches gehört. Lästige Tröster seid ihr alle.

Sind zu Ende die windigen Worte, oder was sonst reizt dich

 zum Widerspruch? 

Auch ich könnte reden wie ihr,  wenn ihr an meiner Stelle wäret,  schöne Worte über euch machen und meinen Kopf über euch schütteln.

Ich könnte euch stärken mit meinem Mund, nicht sparen mit dem

Beileid meiner Lippen.

Rede ich, hört doch mein Schmerz nicht auf;  schweige ich,

so weicht er nicht vor mir.

Jetzt aber hat er mich erschöpft. 

Den Kreis der Freunde hast du mir verstört    und mich gepackt.

Mein Verfall erhebt sich

und tritt als Zeuge gegen mich auf;  er widerspricht mir ins Gesicht.

Sein Zorn zerreißt, befehdet mich,  knirscht gegen mich

mit den Zähnen, 

meine Gegner schärften die Augen

gegen mich.

Sie sperren ihr Maul gegen mich auf, schlagen voll Hohn

mich auf die Wangen,

scharen sich gegen mich zusammen.

GOTT gibt mich dem Bösen preis, 

in die Hand der Frevler

stößt ER mich.

In Ruhe lebte ich, da hat ER

mich erschüttert,  mich im Nacken gepackt,

mich zerschmettert,

mich als Zielscheibe für sich aufgestellt.

SEINE Pfeile umschwirren mich,  schonungslos durchbohrt ER mir die Nieren, schüttet meine Galle zur Erde.  

Bresche über Bresche bricht ER mir,

stürmt wie ein Krieger gegen mich an.

Ein Trauergewand hab ich meiner Haut genäht,

mein Haupt im Staub versenkt.

Mein Gesicht ist vom Weinen rot und Dunkel liegt auf meinen Wimpern.

Doch klebt kein Unrecht an meinen Händen und mein Gebet ist lauter.

 

Der Zeuge im Himmel

O Erde, deck mein Blut nicht zu

und ohne Ruhestatt sei mein Hilfeschrei!

Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge,

mein Bürge in den Höhen.

Da meine Freunde mich verspotten,

strömen meiner Augen Tränen zu GOTT.

Dem Mann schaffe Recht bei GOTT und Recht zwischen Mensch und Mensch.

Denn nur noch wenige Jahre werden kommen,

dann muss ich den Pfad beschreiten,  auf dem man nicht wiederkehrt.

 

 

Zur TABULA PUBLICA:

 

  1. bis 30. November 2022 / 5782

 

Synagogengemeinde zu Halle
Hansastraße 7a 06118 Halle
Telefon 0345-5220272 

 

  Schalom,

  sehr geehrte Damen und Herren,

  liebe Freunde

  und

  liebe Mitglieder,

das Bibeljahr 5782 und das darauf folgende haben Breschen in unsere Gemeinschaft gerissen. Von lieben Mitgliedern und Sponsoren mussten wir für immer Abschied nehmen. Deren Bestattung in mosaisch geweihter Erde ist versagt; denn unser Friedhof wurde uns  enteignet.

Doch der Ewige möge sich der Selen der Gerechten annehmen und sie zum Licht führen.

Die Synagogengemeinde Halle existiert aufgrund der Spenden frommer Menschen.

Zwar steht der Synagogengemeinde Halle die gesetzliche Judenkirchensteuer zu. Doch diese wird der  Synagogengemeinde von reformjuden-feindlichen Antisemiten vorenthalten. Die Reformjuden sollen nach deren Orientierung zu Grunde geht. Die Landesregierung oder die Landesjustiz sind außerstande, dieser Krisis Einhalt zu gebieten.

 

 

Der Synagogengemeinde Halle Gottesdienste und ihre Hilfsleistungen an bedürftige Betende werden nur durch Förderungen Mildtätiger gedeckt. Wobei die der Synagogengemeinde Halle zustehende Juden-Staatsleistung fortgesetzt und unversteuert in fremden Taschen versickert.

Eine Sponsorin unserer Gemeinschaft erlag einem schweren Krebsleiden.

Ein besonders frommer, ein großzügiger Spender schrieb aus Schweden:

 

Schalom lieber Herr Sommer,

 

vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Mail, auch wenn der Anlass wirklich sehr traurig ist.  Sie wissen, dass ich immer an Sie und Ihre Gemeinde denke, besonders auch nun in den vergangen Monaten, die auch allgemein sehr traurig waren.

 

Dass Sie nun die Krankheit ihrer Frau trifft berührt mich sehr und  ich kann mich gut in Sie versetzen. Vor drei Jahren ist meine Mutter gestorben, vor meinem Vater, der heute noch lebt.  Sie hatten ihr ganzes Leben miteinander verbracht. Aber wir waren auch froh, dass wir sie so lange hatten. Meine Mutter war 1940 geboren.

 

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Zuversicht. Der Allmächtige stehe Ihnen bei. Am Ende bleibt uns nur Hiob: Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.

 

Der Herr sei gelobt.

In tiefer Verbundenheit und Anteilnahme.

Achim

 

 

V. Abteilung zum

Komplott

Wird nunmehr im nächsten Monat fortgesetzt



 

Cartoons,

(Aus der Mottenkiste und - bewahre - nicht zur Erheiterung, nur diesmal verkürzt, dazu: Man gedenke: Poetis mentiri licet.)

Wie immer Nr. 1:

 

 

 

Aus den Jahreszeiten:

Der Herbst

 

(Herbst im blinden Nebelbette,

Blassen Flimmerns feuchter Schwaden,

Dicker Tropfen klitschend Glätte,

Bleichen Lichtes dunkler Faden.

Stiller Morgen in den Fluren,

Schweigend durch zerfließend Schatten.

 

Depressionen, Abschiedsschwere,

Träume nur vom freien Blick.

Nächtens Alp wie tags Schimäre,

Hoffend auf ein neues Glück.)

 

Wirbeln, Wallen, wirres Winden,

Zwielicht, Kälte Feuchtigkeit,

Herbstes Grau aus dunklen Gründen,

Schauernd stehen in der Zeit.

 

Und

ein neuer Versuch für

 

Geschichtchen

und Märchen

für Singles

und Pärchen

 

®   קארל זומר

 

 

EIN FALBE

Der Zwischenbericht aus meiner Sicht

 

This report was inspired by a tru story.

Some names, places annd dates have been changed

 

Dieser Bericht wurde von einer wahren Geschichte inspiriert.

Einige Namen, Orte und Daten wurden geändert.

 

Hierdie berig is deur 'n ware verhaal geïnspireer.

Sommige name, liggings en datums is verander.

 

דוח זה נוצר בהשראת סיפור אמיתי.

כמה שמות, מיקומים ותאריכים שונו

 

דער באַריכט איז ינספּייערד דורך אַ אמת געשיכטע.

עטלעכע נעמען, ערטער און דאַטעס האָבן שוין געביטן

(der barikht iz inspeyerd durkh a ams geshikhte.

etlekhe nemen, erter aun dates hobn shoyn gebitn)

 

Dit rapport is geïnspireerd op een waargebeurd verhaal.

Sommige namen, locaties en data zijn gewijzigd.

 

Ce reportage est inspiré d'une histoire vraie.

Certains noms, lieux et dates ont été modifiés.

 

Este reportaje está inspirado en una historia real.

Se han cambiado algunos nombres, ubicaciones y fechas.

 

На створення цього звіту надихнула реальна історія.

Деякі назви, місця та дати були змінені

 

Этот отчет был вдохновлен реальной историей.

Некоторые имена, места и даты изменены.

 

EIN FALBE *

Wieder mal im Almacen *1 Musch traf ich einen Knaben von etwa 12 bis 14 Jahren. Er ritt – ohne Sattel - auf einem Falben heran, einem prächtigen Tier. Das Zaumzeug bestand aus Stricken, nur gebrauchswertig zusammen gewickelt. Im Almacen kaufte er ein paar Dinge, die er mit Aluminiummümzen bezahlte. Ich frug ihn, wie sein Pferd heißt. Er nannte es Domingo. Es war ein Wallach. Ein Wallach gilt nichts für einen stolzen Paraguayer. Wallache sind unter seiner Würde, ebenso wie auch Stuten. Nur der Hengst gilt dem Guarani *2 als würdig, ihm als Reittier zu dienen. Mir, dem Ahasverus *3 fehlten solche Vorbehalte gänzlich. Der Junge sah mich von der Seite an und fragte, ob ich wohl seinen Domingo kaufen wollte. Nun ja, Gefallen fand ich schon an diesem Gedanken. Doch was sollte ich, der ewig Streunende, mit einem schönen Ross anfangen. Die Leute im Almacen jedoch hörten uns zu und machten mir Mut. Ich könnte Domingo doch auf meiner Chacra *4 grasen lassen. Damit ist das Futter gespart. Einen Stall benötigen die  Indianer-Ponys nicht. Sie bleiben auf der Weide. Und der Preis, also mit 400 Dollar aufgemacht aber für 340 US$ abgegeben, ist doch halber geschenkt für ein solches Prachttier. Nun ja, ich kaufte und ein Nachbar versprach, das Tier zu mir nach Hause zu reiten. Doch nun musste ich erst mal einen ausgeben. Der Kauf musste begossen werden, so ist es der Brauch, johlten alle Gäste. Lokalrunde. Bei einer blieb es nicht. Nach vier oder fünf Stunden begießen kamen – offensichtig von Buschtrommeln herbeigerufen - andere Indianerbüble. Sie brachten ihre Pferde mit. Prächtige Tiere allesamt. Nun ja, ich kaufte sie ab. Ich war jetzt Besitzer einer kleinen Herde schöner Mustangs, die schon mal auf der eingezäunten Wiese, die zum Almacen gehörte, grasten.

Jener Nachbar, der mir meinen Domingo heimbreiten wollte, war dann aber so abgefüllt, dass er selbst jemanden benötigte, der ihn heim brachte.

Von mildtätigem Fahrern im Hotel abgesetzt, erinnerte ich mich im Rest meiner Konzentration, dass übermorgen  mein Flug vom Flughafen Stroessner in Asumcíon nach Europa startet. 

So blieben meine fünf Pferde auf der Wiese des Almacen Musch.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so grasen sie dort noch heute.

 

* Der Falbe ist ein im Fell hellgrau bis hellbraun gefärbtes Pferd, dessen Mähne und Schwanz sich dunkel abheben

 

*1        Almacen ist eine  Mischung aus Kaufladen und Kneipe in Deutsch-Paraguay

 

* 2           Guarani sind Angehörige eines Indianervolkes in Paraguay

 

*3         Ahasverus ist der ewig wandernde Jude

 

*4         Die Chacra ist ein Bauernhof in Paraguay

 

Glücklich sind wir, das Volk Israel;

denn wir wissen,

was Gott gefällt.

(Baruch 4/4)