01. Januar 2023
nach dem jüdischen Kalender der
8. Teweth 5783

Der Reformjudengemeinschaft Sachsen-Anhalts

Notabene für Januar 2023 / 5783

 

Die monatliche Bibel–Rundschau

Im  Januar 2023 / 5783

aus dem Buch der Psalmen

סֵפֶר תְּהִלִּים

das Kapitel 40

Dank, Hingabe und Bitte [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

 

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den HERRN.

Da neigte ER sich mir zu

und hörte mein Schreien.

ER zog mich herauf

aus der Grube des Grauens, 

aus Schlamm und Morast.

ER stellte meine Füße auf den Fels,  machte fest meine Schritte.

ER legte mir ein neues

Lied in den Mund, 

einen Lobgesang auf IHN,

UNSEREN GOTT.

Viele werden es sehen,

sich in Ehrfurcht neigen  und

auf den HERRN vertrauen.

Wohl dem Mann, der

auf den HERRN sein Vertrauen setzt,  sich nicht zu den Stolzen hält 

noch zu treulosen Lügnern.

Zahlreich sind die Wunder,

die DU getan hast, und

DEINE Pläne mit uns; 

HERR, MEIN GOTT,

nichts kommt DIR gleich.

Wollte ich von ihnen künden und reden, es wären mehr,

als man zählen kann.

An Schlacht- und Speiseopfern

hast DU kein Gefallen, Brand- und Sündopfer forderst DU nicht.

Doch das Gehör

hast du mir eingepflanzt;

darum sage ich :

Ja, ich komme. 

In dieser Schriftrolle steht,

was an mir geschehen ist.

Deinen Willen zu tun,

MEIN GOTT, macht mir Freude,  DEINE Weisung trag ich im Herzen.

Gerechtigkeit verkünde ich

in großer Gemeinde, 

meine Lippen verschließe ich nicht; HERR, DU weißt es.

DEINE Gerechtigkeit verberge

ich nicht im Herzen, ich spreche von DEINER Treue und Hilfe,

ich  schweige nicht über

DEINE Huld und Wahrheit 

vor der großen Gemeinde.

DU, HERR,

verschließ mir nicht DEIN Erbarmen,  deine Huld und Wahrheit

mögen mich immer behüten!

Denn Leiden ohne Zahl umfangen mich, meine Sünden holen mich ein,  ich vermag nicht mehr aufzusehn. Zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf, 

der Mut hat mich ganz verlassen.

Gewähre mir die Gunst, HERR, und reiß mich heraus; 

HERR, eile mir zu Hilfe!

In Schmach und Schande

sollen alle fallen,  die mir

nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten,  die sich

über mein Unglück freuen.

Vor Schande sollen alle schaudern,  die zu mir sagen:

«Dir geschieht recht.»

Alle, die DICH suchen, frohlocken;  sie mögen sich freuen in  DIR.

Die DEIN Heil lieben,

sollen immer sagen: 

Groß ist GOTT, der HERR.

Ich bin arm und gebeugt;  der HERR aber sorgt für mich. Meine Hilfe und mein Retter bist DU.  MEIN GOTT, säume doch nicht!

 

Zur TABULA PUBLICA:

 01. bis 31. Januar 2023 / 5782

 

Synagogengemeinde zu Halle
Hansastraße 7a
06118 Halle
Telefon 0345-5220272 

 

  Schalom,

  sehr geehrte Damen und Herren,

  liebe Freunde

  und

  liebe Mitglieder,

das Kalenderjahr 2022 wirkte und verabschiedete sich als

das Jahr des Todes.

Nie verstarben im Jahreszyklus in unserer kleinen frommen Gemeinschaft so viele ihrer Betenden wie im nun vergangenen Jahr. 

Wir wollen ihrer gedenken.

Wir hoffen dazu, dass der Allmächtige im neuen Kalenderjahr unsere Gemeinschaft verschont.

Wenn wir einen Wunsch offen haben sollten, so wünschen wir Frieden in der Welt.

Und einen anderen Wunsch: Dass uns die Judenkirchensteuer nicht länger von habgierigen Menschen unterschlagen wird. Dass endlich auch im Bundesland Sachsen-Anhalt, wie sonst überall in Deutschland, Glaubensfreiheit auch für uns, die  frommen Reformjuden, erlaubt wird.

 

 V. Abteilung zum

Komplott

Wird nunmehr im nächsten Monat fortgesetzt


 

Cartoons,

(Aus der Mottenkiste und - bewahre - nicht zur Erheiterung, nur diesmal verkürzt, dazu: Man gedenke: Poetis mentiri licet.)

Wie immer Nr. 1:

 

Aus den Jahreszeiten:

 Der Winter – 1 -

 

 

Und

als Zwischenbericht - aus meiner Sicht

die Fortsetzung kleiner

 

Geschichtchen und Märchen für Singles und Pärchen

 

®   קארל זומר

 

This report was inspired by a tru story.

Some names, places annd dates have been changed

 

Dieser Bericht wurde von einer wahren Geschichte inspiriert.

Einige Namen, Orte und Daten wurden geändert.

 

Hierdie berig is deur 'n ware verhaal geïnspireer.

Sommige name, liggings en datums is verander.

 

דוח זה נוצר בהשראת סיפור אמיתי.

כמה שמות, מיקומים ותאריכים שונו

 

דער באַריכט איז ינספּייערד דורך אַ אמת געשיכטע.

עטלעכע נעמען, ערטער און דאַטעס האָבן שוין געביטן

(der barikht iz inspeyerd durkh a ams geshikhte.

etlekhe nemen, erter aun dates hobn shoyn gebitn)

 

Dit rapport is geïnspireerd op een waargebeurd verhaal.

Sommige namen, locaties en data zijn gewijzigd.

 

Ce reportage est inspiré d'une histoire vraie.

Certains noms, lieux et dates ont été modifiés.

 

Este reportaje está inspirado en una historia real.

Se han cambiado algunos nombres, ubicaciones y fechas.

 

На створення цього звіту надихнула реальна історія.

Деякі назви, місця та дати були змінені

 

Этот отчет был вдохновлен реальной историей.

Некоторые имена, места и даты изменены.

 

(Hier noch mal eine der dutzenden Halb-Chroniken

aus der halleschen Vorzeit)

Fortsetzung

 

 

SAGEN UND LEGENDEN

AUS DEM ALTEN HALLE

 

I.

 

VOM STADTWAPPEN

 

"SONNE MOND UND STERNE"

 

Die Zeiten waren rauer als sie es heute sind.

 

Im Saalebecken, das sich der großen norddeutschen Tiefebene vorlagert, hatte sich, infolge der Entdeckung der Solequellen durch den Wenden Gokorit, ein buntes Völkchen angesammelt.

 

Die fränkischen Nachbarn eroberten unter ihrem großen Kaiser Karl das Land jenseits von Saale und Elbe, um es zu christianisieren.

 

In den Wirren des Krieges drohte die vom ersten Salzgrafen Solger eingesetzte Salz-Gerichtsbarkeit unterzugehen. Die Eroberer, alles andere als missionierende Eiferer, eher verrohte Unholde, schlugen kurz und klein, was sich ihnen in den Weg stellte, brandschatzten, mordeten und sündigten in Wollust.

 

Das Amt des Salzgrafen trug zu jener Zeit Ohlhard, ein direkter Nachfahre des Solger. Ohlhard legte dem fränkischen Kaiser den Eid ab und ward der erste christliche Salzgraf in Halle. Damit konnte Ohlhard gleichwohl die Not seiner ihm Schutzbefohlenen nur mäßig lindern. Was auch geschafft und erwirtschaftet wurde, die neuen Herren entrissen ihnen alles wieder, so dass den Salzern nur wenig mehr als das nackte Leben übrig blieb. Das war immerhin sehr viel mehr, als der große Frankenkaiser den benachbarten Thüringern und Sachsen gelassen hatte, die er mit Mann und Maus erschlagen liess, so dass deren  Flüsse tagelang vom Blut der Erschlagen rot gefärbt waren.

 

Die einst so reichen, fröhlichen und weltoffenen halleschen Salzer liefen nun gehüllt in Lumpen. Es blieb ihnen nur gerade so viel zu essen, dass sie nicht Hungers sterben muten.

 

Ohlhard und seine Getreuen beratschlagten, auf welche Weise sie sich aus diesem Elend befreien konnten. Wie sie auch hin und her sannen, es fiel ihnen nichts Wirksameres ein, als mit dem Kaiser direkt zu sprechen.

 

Ohlhard, Fegbart, Maldgur, Sekbert, Gramut und Hursker machten sich zum Kaiser auf, der gerade in Quedlinburg verweilte. Nach langem Warten wurden sie vorgelassen. Der Frankenkaiser war gutgelaunt. Er vermachte den Salzern die Solequellen von Halle und übertrug ihnen das Recht, Salz zu sieden (als hätten sie dieses Recht nicht ohne dies schon seit Generationen innegehabt). Als Gegenleistung mussten sie dem Kaiser eine Salzsteuer entrichten, wofür der Kaiser sie gegen-über seinen Soldaten in Schutz nahm.

 

Viel, so glaubten sie, wurde nicht erreicht. Denn die kaiserliche Steuer fiel so hoch aus, dass nur wenig mehr übrig blieb, als was von den Soldaten bislang geplündert wurde. Aber sie hatten nun verbriefte Rechte und jeder Plünderer plünderte des Kaisers Steuern. Das half. Einige holzköpfige Wüteriche wurden an der Stelle, wo heutzutage in Halle auf dem Marktplatz der Rote Turm steht, verurteilt und gleich hingerichtet. Das wirkte. Von nun an nahmen sich die Soldaten in acht. Die Salzer konnten arbeiten und damit Heller auf Heller legen. Sie leisteten sich sogar die Vermessenheit davon zu träumen, eine eigene Stadt zu gründen.

 

Die Jahre vergingen. Die Gelüsten des Kaisers nach Anhebung der Salz-Steuer vergällten ihm die Salzer hälinge, indem die Vorsichtigen sich keinesfalls etwa mit vornehmer Kleidung und stattlichen Häusern schmückten, statt dessen ihm immer wieder ihre Armut vorjammerten, so dass er davon absah, es ihnen schwerer aufzulasten.

 

Der Wunsch der Salzgemeinschaft nach einer eigenen Stadt mit eigenen Rechten wurde stärker.

 

Erneut rief Ohlhard seinen Rat zusammen. Da Fegbart und Gramut inzwischen das Zeitliche gesegnet hatten, begleiteten den Salzgrafen nur noch Maldgur, Sekbert und Hursker bei ihrem Bittgang zum Kaiser. O je, der Kaiser war nicht mehr in Quedlinburg. Pfalzgraf Maximilian erklärte, dass der Kaiser in Jütland weilte, um die damals noch zu seinem Reich gehören-den renitenten Dänen zu züchtigen.

 

Wieder verging die Zeit.

 

Als dann die Salzer schon beinahe allen Glauben an ein eigenes Stadtrecht verloren hatten, führte des Kaisers Weg ihn wieder zu ihnen.

 

Ohlhard war schon zu einem würdigen Greis gealtert, gleich-wohl noch rüstig und bei hellem Verstand. Der Kaiser lachte amüsiert und fragte den weisen Ohlhard:

 

"Eine Stadt wollt ihr gründen, eine Stadt? Hier im Sumpf und Wald?  Ja sag mir du Spaßvogel, womit wolltet ihr denn diese Stadt bezahlen? Habt ihr etwa vor, die Lumpen, die ihr am Leib tragt zu verkaufen?“

 

Der Kaiser schickte sich an, gut gelaunt über seinen Scherz, weiter zu reiten. Aber der weise Ohlhard, verbeugte sich vor dem Kaiser so, dass er ihm mit der Demutsbezeugung zugleich auch den Weg versperrte und erwiderte:

 

"Han wir hüte Water unde Holt,

han mir morje Silber unde Gold."

 

Daraufhin lachte der Kaiser erneut und verkündete:

 

"Nun gut, ihr sollt eure Stadt haben.

Da ihr heute kein Silber und Gold habt, so mögen euch dabei Sonne Mond und Sterne helfen."

 

Dem wäre schon genug gewesen und es war doch viel mehr erreicht, als alle Salzer sich hätten träumen dürfen, doch der brave Ohlhard nutzte die gute Laune des Kaisers und erbat von ihm, aus dem Kaiserspruch "Sonne Mond und Sterne" das Stadtwappen bilden zu dürfen.

 

Der Kaiser stimmte zu und ließ überglückliche Salzer zurück.

 

(Just an jener Stelle am halleschen Marktplatz, wo später ein stattliches Gebäude von der jüdischen Familie Glaser erbaut wurde, die aber von den Nationalsozialisten enteignet wurde und im fernen Schweden arm, alt und krank dahin darbte. Die sozialistischen Machthaber führten das Gebäude in Volkseigentum. Nach der Wende im Jahr 1989, wurde es von einem westdeutschen „Berater“ an eine Bank vermittelt. Wie man weiß, wurde Familie Glaser mit 500000 DM ruhig gestellt. Der „beratende“ Immobilienschieber kassierte von der Bank mehrere Millionen DM.)

 

Die Salzer feierten eine Woche und mehr.

 

Der wilde Wald um ihre Solequellen wurde rasch lichter und verschwand nach und nach. Denn um das salzhaltige Wasser aus der Solgerquelle zur Verdampfung zu bringen, musste unter den kupfernen Pfannen tüchtig eingeheizt werden. Da die Salzer nun für sich arbeiteten und der Gewinn - nach den Steuern - ihnen verblieb, strengten sie sich tüchtiger denn je an.

 

Mählich wuchs die Stadt Halle und wurde reich und reicher.

 

Das Wappen der Stadt, Sonne, Mond und Sterne, wurde wie folgt dargestellt:

 

Die Sonne, als das grösste Gestirn, ist die Wappengrund-Scheibe. Im oberen Kreisteil wurde der erste Stern, der gewissermaßen auf dem Sichelmond schwebt, angeordnet. Unter dem Sichelmond erscheint der zweite Stern.

 

Es gab viele abweichende, prosaischere Deutungen über die Entstehung des Stadtwappens von Halle, auch solche, die plausibler erscheinen mögen als das Kaisermärchen. Aber die schönste Legende ist und bleibt der Spruch des großen Kaisers von

 

Sonne, Mond und Sternen.

 

 Und so war es nach der Wende 1990 in Halle

 

Eine Dreifachsteckdose zum Preis für 100

 

Fräulein Dipl.-Ing. Harriet war gerade frischgebackene Statikerin geworden. Sie stand seit 14 Tagen in meinem Atelier am Zeichenbrett.

 

Quasi: Harriett am Zeichenbrett.

 

Sie kam zu mir und bat, schüchterner ging es nicht, um einen Vorschuss. Besorgt frug ich, was denn anliegt. Sie erklärte, dass der Elektrikermeister Bockmann, auf Wunsch ihrer Mutter, zu Hause in der der Küche, die einzige Steckdose entfernte und dafür deine Dreifachsteckdose einbaute und dafür – also für eine Stunde Arbeit  und kaum Material -  eine Rechnung, angeblich orientiert an der Elektriker-Preisliste von Niedersachsen,  in Höhe von 288,79 DM präsentierte. Bei sofortiger Bezahlung, versteht sich. So viel Demark-Geld hatte Fräulein Harriet noch nicht verdient und musste daher um Vorschuss fragen. Den bekam sie, aber mit der Auflage, dem gierigen Elektriker mal die Meinung zu sagen und künftig sich bei Steckdosenbedarf eine Dreifachsteckdose aus dem Kaufhandel zu besorgen, nämlich für den hundertsten Teil der Kosten dieses windigen Elektrikers.

 

Ja, das waren schon bunte Zeiten…

 

Zum Broiler-Studio

 Weil wir schon bei Frl. Harriett sind, noch ein Passieren. Sie begab sich gleich nach dem Mauerfall von Halle / Saale nach Braunschweig, um dort das Begrüßungsgeld, das waren 100 DM pro Person, abzuholen. Mit ihr schwärmten Tausende. Das Anstehen vor dem Bankschalter machte müde und hungrig. Als sie und ihre Freundin die hundert Mark in der Hand hatten, wollten Sie etwas essen. Nach so viel Reichtum am liebsten einen Broiler, so wurde das Brathähnchen in der DDR genannt. Wo findet man einen Btoiler-Verkaufsstand und wo wird man nicht kurz bevor man drankommt empfangen mit;

“Broiler iss aaaauuus!“

Sie frugen einen Passanten nach  einem Broiler-Stand. Der schüttelte den Kopf und ging weiter. Der nächste Herr sagte: „Broilerstand? Aha, Broiler, laufen Sie fünf Häuser weiter, dann finden sie einen Broilerstand.“

Ihr Hunger ließ die jungen  Damen schnell zum angezeigten Ziel hin streben.

 

Und - sie fanden sich statt am Broilerstand -

in einem Bräunungs-Studio.

 

Fortsetzung folgt ???