Liberal
Gemeindeleben
Pressespiegel



Liberales Judentum hat seine Wurzeln in den Ideen der Aufklärung und der bürgerlichen politischen Emanzipation. Es ist religiös und pluralistisch. Es versteht sich als progressives Judentum, weil es die Offenbarung der heiligen Schriften nicht als einen einmaligen und unmittelbaren Akt begreift, sondern als einen fortschreitenden geschichtlichen Prozess der religiösen Erfahrung des jüdischen Volkes mit Gott. Ausdrucksformen und Inhalte können sich dabei zum Teil ändern. Wir als liberale Juden leben jüdische Tradition daher auch als Auseinandersetzung mit den sozialen, kulturellen und ethischen Herausforderungen unserer modernen Welt.

Als Gemeinde beten wir gemeinsam, feiern Schabbat, jüdische Feste und Feiertage und lernen Tora. In Halle lesen wir die Tora nach dem einjährigen Zyklus. Mitzwot (Gebote) praktizieren wir nach unserem jeweiligen persönlichen Verständnis, unserer Einsicht und unserer ethischen Überzeugung.

Die von der Union progressiver Juden in Deutschland publizierten
35  Grundsätze zum Liberalen Judentum bringen zum Ausdruck, was auch wir meinen.

In knappen Worten:

Wir teilen mit vielen religiösen Juden gemeinsame Traditionen, Erfahrungen undÜberzeugungen.  Dazu gehören u.a.

  • das Bekenntnis zum einen und einzigen Gott und seiner Tora,

  • das gemeinsame Band des jüdischen Volkes durch seine Geschichte,

  • die Bindung an den Staat Israel und

  • die Synagoge als Haus des Gebets, des Gottesdienstes, des Lernens und der Gemeinschaft.

Wir halten aber einige Aspekte für wichtig, die das liberale Judentum auszeichnen.

Zum Beispiel:

  • Männer und Frauen sind bei uns im synagogalen Leben, in der Erziehung von Jungen und Mädchen und im religiösen Eherecht gleich.

  • Wir erwarten nicht mehr den Messias, sondern hoffen mit den Propheten auf ein messianisches Zeitalter, in dem die gesamte Menschheit Gottes Willen annimmt.

  • Wir glauben, dass sowohl der Tempel von der Synagoge wie dass Tieropfer vom Gebet dauerhaft ersetzt wurden. Wir trennen deshalb nicht mehr zwischen Juden priesterlicher Abstammung und anderen. Und wir sehen auch keinen Anlass, aus Trauer um den verlorenen Tempel Instrumentalmusik in unseren Gottesdiensten abzulehnen.

Mit diesen Auffassungen verstehen wir uns völlig in der Tradition der im Jahre 1858 gegründeten und von den Nazis ausgelöschten Synagogengemeinde Halle. Sie war einst bekannt für ihren liberalen Geist. Ihr langjähriger Rabbiner Dr. Albert Kahlberg gehörte 1912 zu den 62 rabbinischen Autoren einer bedeutenden, den 35 Grundsätzen zum Teil ähnlichen, aber für die damalige Zeit formulierten Reform-Deklaration:  den Richtlinien zu einem Programm für das liberale Judentum.

Nach massiven Konflikten innerhalb der danach orthodox geführten Jüdischen Gemeinde Halle versammelten sich am 26. Juli 1996 liberale Juden zur Neugründungder Synagogengemeinde zu Halle in Form eines eingetragenen Vereins. Diese Gemeinde hat zur Zeit etwas über 300 Mitglieder.